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Haus Holdergasse, Kassettendecke, Ressourcen, BE Architekten, Olex, Oliver Lins

In Kreisläufen denken

In der gesamten Konzeption des Hauses stand die Dauerhaftigkeit und damit Nachhaltigkeit der Materialien im Fokus. So kamen möglichst naturnahe Materialien wie Massivholz und Sumpfkalkputz zum Einsatz. Unbehandelter Beton trägt ebenfalls wesentlich zum Erscheinungsbild bei. Zum Beton hat sich die Bauherrschaft zusammen mit dem Planungsteam aber zum Ziel gesetzt, die Menge im Rahmen eines Massivaus zu minimieren. Aussen ist das Haus als monolithisches mineralisches Mauerwerk aus Dämmziegeln auch unter Terrain ausgeführt. Auch bei Innenwänden und Treppenhaus wurde auf Beton verzichtet. Die rein mineralischen und einfachen Wandaufbauten erleichtern eine künftiges Rückführung der Materialien in den Baukreislauf.

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Erst die Arbeit – dann das Material

Das Haus versteht sich als Statement mit planerischem und handwerklichem Können den Materialeinsatz zu reduzieren – so wie dies vor einigen Jahrzehnten noch üblich war. Aus diesem Ansatz entstand die raumprägende Kassettendecke mit einer Deckenstärke von lediglich 8 Zentimetern in den Kassettenfeldern. Auch die Eichenstützen des auskragenden Volumens sind in diesem Kontext zu verstehen. Diese tragen die Lasten ab, welche sonst durch Wandscheiben materialtechnisch aufwändig übernommen würden. Zusätzlich fügen diese Stützen eine raumbildende Komponente für die Terrasse zum Gartenhof hinzu.

Haus Holdergasse, Plan, Ressourcen, BE Architekten
Haus Holdergasse, Plan, Ressourcen, BE Architekten

Verzicht auf Medienleitungen in der Primärkonstruktion

Eine weitere Zielsetzung, die sich das Planungsteam zusammen mit der Bauherrschaft gesetzt hat, ist der vollständige Verzicht auf Einlagen in der primären Baukonstruktion. Dies gewährleistet auch in vielen Jahren eine Erneuerung und erleichtert am Ende der Lebensdauer die Wiederverwendung der Materialien. So erfolgt die horizontale Medienverteilung in den untergeordneten Räumen im Erdgeschoss säuberlich Aufputz montiert – jederzeit zugänglich und auch in Jahrzehnten noch problemlos zu erneuern oder zu erweitern. Auf eingefräste Leitungen für Lichtschalter wurde zur Schonung des dämmenden Einsteinmauerwerks gänzlich verzichtet. An deren Stelle treten stromlose Funkschalter, welche erst noch viel Flexibilität in der Nutzung erlauben.

Erdbebensicherheit auch ohne Stahlbeton

Das Liechtensteiner Rheintal ist eine Region mit erhöhten Erdbebenanforderungen. Die meisten gängigen Bauten gehen den einfachsten Weg, die Normen zu erfüllen: Ein Teil oder gleich alle Wände werden in Stahlbeton ausgeführt. Auch hier hat sich das Planungsteam zum Ziel gesetzt ein Statement zu setzen: Ein Haus ganz ohne Stahlbetonwände. Mit den vom Bauingenieur entwickelten innovativen Ansätzen zum Ziegelmauerwerk können die erhöhten Erdbebenanforderungen erfüllt werden. Der zusätzliche Materialeinsatz beschränkt sich auf minimale Einlagen in der Mörtellage der Aussenwände. Erst die Homogenität des Untergrundes aus Ziegeln hat die fugenlose Anwendung des Sumpfkalkputtes ermöglicht, was in der monolithischen Erscheinung des Hauses resultiert.

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Energie-Cluster und Smart Energy

Das Haus hat eine grosszügige 13kW Fotovoltaikanlage in flacher Aufständerung mit Ost-West-Ausrichtung auf dem Dach. Speziell ist der Stromverbund mit zwei weiteren Gebäuden, welche ebenfalls mit Fotovoltaikanlagen ausgestattet sind. Eines davon ist ein saniertes Gebäude aus den 50er Jahren, welches den ersten Plusenergiebauten Preis erhalten hat – Plusenergiehaus. Herz des privaten Stromnetzes ist eine grosse Batterie mit 46kWh Speicherfähigkeit. Hier wird überschüssiger Strom aus den drei Gebäuden gemeinsam gespeichert und bei Bedarf wieder an die Häuser abgegeben.

Die intelligente Software ‘CO4’ (co4.cloud) steuert Verbraucher mittels vorausschauender Algorithmen so, dass möglichst viel Eigenverbrauch resultiert. Dabei wird auch die Gebäudemasse selbst zum Energiespeicher: Bei Stromüberschuss wird die Gebäudetemperatur im Winter leicht überhöht, so dass eine Lücke ohne eigenen Strom oder bei hohen Strompreisen problemlos vom Gebäude passiv überbrückt wird. Nur der verbleibende Stromüberschuss oder Bedarf wird in das öffentliche Stromnetz eingespiesen oder von dort bezogen. Das Smart-Energy-Konzept zeigt beispielhaft, wie Energie-Cluster auch im Bau von Einfamilienhäusern verwirklicht werden können.